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Die Paston Frauen

  • mbksachseln
  • 23. März 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. März 2021

Die Briefe der Paston Frauen aus dem 15. Jh. sind bemerkenswert. Ähnlich wie ein Social Media Feed bieten ihre Briefe einen Einblick in das facettenreiche Privatleben der adeligen Familie aus Norfolk und zeigen: Diese Frauen wussten, wie sie das Land zu verwalten hatten in der Abwesenheit ihrer Männer.


Die Pastons waren im Spätmittelalter eine wichtige Familie mit grossen Ländereien in Norfolk, England. Durch das Geschick der Männer, die als Anwälte tätig waren, konnte sich die Famile von ländlichen Bauern in die Ränge des Adels hocharbeiten. Heute sind die Pastons, allen voran die Frauen der Paston Familie, für die hinterlassene Sammlung von Briefen, die sogenannten "Paston Letters", bekannt.

"Während sich die Männer aus beruflichen Gründen als Anwälte vorwiegend in London aufhielten, blieben ihre Frauen auf dem Lande zurück. Aus den Jahren 1422 - 1495 sind über 1000 Briefe und weitere Dokumente erhalten, die tiefe Einblicke in das berufliche und persönliche Selbstverständnis von Agnes Berry, Margret Mautby und Margery Brews erlauben."

Christina Sasaki, 2016


In der Korrespondenz der Paston Familie finden Historiker heutzutage einen lebhaften und persönlichen Zugang zum Leben im England des 15. Jh. bis 17. Jh.

Die Briefe enthalten historische Leckerbissen, etwa folgender Brief von Margaret Paston an ihren Ehemann aus dem Jahr 1448: Margaret befürchtet eine Attacke auf das Grundstück der Familie während der Abwesenheit ihres Mannes. Deshalb bittet sie ihren Mann, ihr Bogen und Streitäxte zu besorgen, damit sie und ihre Angestellten die Ländereien verteidigen können. Doch das ist noch nicht alles auf ihrer Einkaufsliste:

"Um wie viele Angelegenheiten gleichzeitig sich Margaret kümmern musste, zeigen die letzten Zeilen der Nachricht, denn Margaret schließt an ihre Schilderungen über eine bevorstehende gewalttätige Auseinandersetzung nahtlos eine Liste mit Besorgungen an, die den Haushalt betreffen. So bittet sie John I zum Beispiel um Zucker und Stoffe, damit sie den Kindern und sich selbst Kleidung nähen kann."

Julia Anna Schön, 2012


Furchtlos verteidigt Margaret das Paston-Anwesen und beschützt die ganze Familie.


Neben Informationen zu den politischen Ereignissen und dem Weltgeschehen, bieten die Briefe auch einen exklusiven Zugang zu den familiären Beziehungen und Liebschaften der Paston Familie. Ein besonders rührender Brief ist der Liebesbrief von Margery Brews an ihren damaligen Verlobten und späteren Ehemann John Paston. Im Februar 1477 verfasst, ist der Brief wahrscheinlich der älteste Valentinsbrief der englischen Geschichte und beweist, dass neben den politischen Überlegungen, Gefühle durchaus eine Rolle in Ehebindungen spielen konnten. So adressiert Margery ihren Verlobten als "wohl geliebter Valentin (right well-beloved valentine)" und erzählt ihm von ihrem Liebesschmerz, denn sie sei "nicht bei guter Gesundheit, weder körperlich noch geistig und würde es nicht sein bis sie von ihm hört (not in good health of body nor of heart, nor shall I be till I hear from you)". Zwar versucht ihre Mutter den Vater zu überreden, die Mitgift Margerys für die Heiratsverhandlungen zu erhöhen, doch Margery beharrt: Wenn John sie liebt so wie sie es glaubt, wird er sie deswegen nicht verlassen "But if you love me, as I trust verily that you do, you will not leave me therefore."



Valentinsbrief, MS 43490, f.24, British Library





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