Die 5 Gefährtinnen Dorothees im Frauenfenster
- mbksachseln
- 23. März 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Apr. 2021
Wer sind die fünf anderen Frauen, die mit Dorothee auf dem Frauenfenster des Freiburger Münsters abgebildet sind?

Hedwig von Schlesien (1174/78 - 1243)
Hedwig trägt hier ein Kirchenmodell. Als Herzogin - deshalb auch die Krone - förderte Hedwig Ordensgründungen und setzte sich für das Wohl der Bevölkerung in Schlesien (heute ein Teil von Polen) ein. Hingebungsvoll diente Hedwig den Armen und Kranken. Sie beteiligte sich an den politischen Entscheidungen ihres Ehemanns Heinrich I und gebar 7 Kinder. Nach 22 Jahren Ehe schworen Hedwig und ihr Mann Enthaltsamkeit. Die letzten Jahren ihres Lebens verbrachte Hedwig im Kloster. Der Legende zufolge ging Hedwig aus religiöser Überzeugung sogar im Winter barfuss. Als ein Bischof ihr Schuhe verordnete, überlistete sie ihn, indem sie die Schuhe zwar gehorsam trug - jedoch in der Hand!

Angela Merici (1470/75 - 1540)
Die Bauerntochter Angela Merici (aus dem heutigen Oberitalien) ist vor allem für ihren Einsatz im Bereich der Erziehung und Bildung von Mädchen bekannt. Sie war die Gründerin der Compagnia di Santa Orsola (Ursulinen) - ein Klosterorden, der vielen Frauen eine bessere Zukunft ermöglichte. Es wird überliefert, dass Angela eine Vision hatte, in der mehrere Engel und die verstorbene Schwester ihr erschienen. Ihre Schwester verkündete, dass Gott mit Angelas Hilfe eine geistliche Gemeinschaft junger Frauen gründen wolle.

Louise de Marillac (1591 - 1660)
Auch Louise war eine Ordensfrau. Sie war Mitgründerin des Ordens der "Filles de la Charité", die Vinzentinerinnen, auch Barmherzige Schwestern genannt - heute der grösste Frauenorden der Welt! Die Vinzentinerinnen sind vor allem in der Kranken- und Armenpflege aktiv.
Bevor Louise Ordensschwester wurde, war sie, bis zu dessen Tod, mit dem Sekretär der Königin Maria de’ Medici, Antoine Le Gras, verheiratet. Louise stammte aus einer der reichsten französischen Adelsfamilien der Zeit und genoss eine erstklassige Ausbildung. Dieses Privileg wollte Louise weitergeben und nahm in ihrem Haus in Paris einige junge Bauernmädchen auf, die sie in Lesen, Schreiben und später in Pflege- und Sozialbetreuung unterrichtete. Eine aussergewöhnliche Tat, denn damals galt jegliche Bildung für Bauernmädchen als unnötig. Zusammen betreuten die Frauen Alte und Kranke, sowie Strafgefangene. Für die vielzähligen Opfer von Hungersnöten und Epidemien zu dieser Zeit richteten die Schwestern Suppenküchen ein. Louise wurde erst 1920 selig- und 1934 heiliggesprochen. Seit 1960 wird sie als Patronin aller in der Sozialarbeit Tätigen verehrt.

Lioba (ca. 700 - 782) und Hildegard von Bingen (1098 - 1179)
Gleich zwei wichtige Frauenfiguren werden auf diesem Medaillon dargestellt. Beide waren Benediktinerinnen, beide Ärztinnen, beide Äbtissinnen und setzten sich in einer von Männern dominierten Welt für ihren Glauben ein. Auch waren die beiden Frauen schriftstellerisch sehr fleissig. Hildegards natur- und heilkundliche Werke geniessen noch heute grosse Beliebtheit.
Wie Hildegard von Bingen, war auch Lioba im deutschen Raum tätig. Lioba war das einzige Kind eines älteren angelsächischen Adelpaars aus Wessex, England. Sie steht rechts, mit der Glocke in der Hand. Während der Schwangerschaft träumte Liobas Mutter, dass eine läutende Kirchenglocke aus ihrem Leib kommt. Dies wurde als Zeichen für Liobas Verbindung zu Gott gedeutet. Lioba wird zur Erziehung in ein Kloster geschickt.
Als Erwachsene folgt sie ihrem guten Freund, dem hl. Bonifatius, in das heutige Deutschland. Dort führt sie Missionstätigkeiten aus und engagiert sich für Frauenbildung. Mit der Ausbildung junger Klosterfrauen kam Lioba einer geträumten Bestimmung nach: Sie hatte geträumt, dass ein roter Wollfaden aus ihrem Mund kam, den sie mühsam zu einem Knäuel aufwickelte. Eine Mitschwester deutete den Wollfaden als Zeichen für die Lehre Gottes, die aus Liobas Innerem kommt und an alle Menschen weitergegeben werden sollte.
Lioba werden einige Wunder durch Gebet zugeschrieben, etwa das Beschützen eines Dorfes vor einem verheerenden Feuer oder die Rettung einer Stadt vor einem schrecklichen Sturm.

Ulrike Nisch (1882 - 1913)
Ulrike Nisch aus Hegne, bei Konstanz in Baden-Württemberg, war eine Küchenschwester des Ordens der Kreuzschwestern. Mit 12 Jahren ging sie in die Schweiz, um als Hausmädchen zu arbeiten. Dort erkrankte Ulrike und wurde im neuen Spital in Rohrschach gesund gepflegt. Die aufmerksame Pflege der Kreuzschwestern im Spital inspirierte Ulrike, selber einem Orden beizutreten. Ulrike, die eine ruhige Persönlichkeit hatte, wird für ihren rücksichtsvollen Umgang mit Mitmenschen und ihre vertrauensvolle Natur verehrt. Sie wurde 1987 selig gesprochen.
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